Hwang, Woo Yea
(Marburg Alumnus, ADeKo-Vorstand, amtierender Fraktionsvorsitzender der GNP)
Wann und wo waren Sie in Deutschland
- Ich war von 1978 bis 79 an der Philipps-Universität
Marburg.
Was haben Sie dort studiert oder gemacht?
- Ich habe
Verfassungsrecht studiert.
Was hat Sie speziell dazu bewegt nach Deutschland zu
gehen?
- Während ich Richter war habe ich nach einer guten
Universität gesucht, um mein Wissen im Bereich Verfassungsrecht zu vertiefen,
und ich habe mich entschlossen an der Phillips-Universität Marburg zu
studieren, weil diese Uni einen sehr guten Ruf hatte, und auch vor mir schon
hervorragende Persönlichkeiten wie Ministerpräsident Kim, Hwang-Sik dort
studiert hatten.
- Die Uni Marburg hatte für mich eine besondere Bedeutung,
weil sie eine sehr geschichtsreiche, protestantische Uni ist, die 1527 eröffnet
wurde, um die Zeit rum, wo gerade die protestantische Revolution auch im vollen
Gange war.
Welche Erfahrungen oder Erkenntnisse, die Sie persönlich aus
Deutschland mitgenommen haben, wären Ihrer Meinung nach für Korea besonders
wichtig?
- Die Deutschen sind ein sehr moralisches Volk, und
vertrauen stark der Gesellschaft, und auch persönlich tragen sie der
Gesellschaft sehr viel bei. Ich habe den Eindruck bekommen, dass die Deutschen
ein sehr produktives Volk sind.
- Die Koreaner sind durch schnelles Wachstum in die Reihe
der fortgeschrittenen Länder gekommen, allerdings habe ich das Gefühl, dass es
den Koreanern noch am Gesellschaftssinn, und an der Bemühung, dass alle
verschiedene Gesellschaftsklassen zusammen leben können, fehlt. Man sollte sich
noch mehr bemühen, als Bürger eines fortgeschrittenen Staates Achtung zu
bekommen und sich gegenseitig zu respektieren.
Was könnte Korea von Deutschland, und Deutschland von
Korea lernen?
- Beide Völker sind sehr emsig und fleißig. Die Koreaner
reagieren sehr dynamisch und aktiv auf den Wandel der Zeit. Davon könnten die
Deutschen vielleicht etwas lernen.
- Korea könnte von Deutschland lernen, wie West- und
Ost-Deutschland es geschafft haben auf eine vernünftige Weise zur
Wiedervereinigung zu kommen, und nach der Wiedervereinigung die
gesellschaftliche Integration zu bewältigen.
Sie sind kürzlich zum Fraktionsvorsitzenden der „Grand
National Partei“ gewählt worden. In letzter Zeit hört man viel von Ihnen in den
Medien, dass Sie versuchen, wichtige Veränderungen in Ihrer Partei und in der
Politischen Szene hervorzurufen. Was ist denn Ihr wichtigstes politisches Ziel?
- Die
Stärkung der Mittelklasse, so damit Südkorea weiterhin als fortgeschrittenes,
starkes Land weiterwachsen kann.
- Eine
Politik für das einfache Volk zu entwickeln, so damit die Lebensgrundlagen der
einfachen Leute sich verbessern können, welches bis jetzt nur im Schatten des
Wirtschaftswachstums stand.
- Ein
fortgeschrittenes Parlament zu verwirklichen, welches auf der Augenhöhe des
Volkes ist.
Was müsste sich Ihrer Meinung nach in der koreanischen
politischen Szene wohl am meisten und am dringendsten verändern?
- Der
Parlamentarismus muss wiederhergestellt werden, so damit sowohl die regierende,
wie auch die nicht-regierende Partei im Parlament zusammen arbeiten können. Das
wäre ein fortgeschrittenes Parlament.
Was wird wohl die größte politische Veränderung in Korea
sein, die uns in den nächsten Jahren erwartet? Haben Sie eine Prognose?
- Die
Probleme zwischen Nord- und Südkorea werden in eine neue Phase eintreten. Man
muss sich auf die Wiedervereinigung vorbereiten.
- Man
muss immer auf eine globale Wirtschaftskrise vorbereitet sein.
- Wir
müssen uns für die gesellschaftliche Integration unaufhörlich bemühen, und den
Mittelstand wiederherstellen, nur so wird ein nachhaltiges Wachstum möglich
sein.